MTZ klärt auf - Interview mit Katja Wess
Fehlende Energie? Ständig müde? Kein erholsamer Schlaf? Ein Zustand, den leider viele kennen und der sich auf Dauer negativ auf die eigene Gesundheit auswirken wird. Es gibt viele Ursachen und ebenso viele Möglichkeiten, diesen Problemen entgegenzusteuern. Ein Ansatz ist das sogenannte „Zelltraining“, das auf einfache Weise wieder für mehr Vitalität und Leistungsfähigkeit sorgen soll. Was das genau ist, wie es funktioniert und wer davon profitieren kann klären wir im Experteninterview mit Sportwissenschaftlerin Katja Wess.
Katja, erkläre doch bitte mal kurz, was Zelltraining überhaupt ist.
Katja Wess: Als Zelltraining bezeichnen wir einen Teilbereich des sogenannten Hypoxietrainings, bei dem der Körper in eine Umgebung mit reduziertem Sauerstoffgehalt gebracht wird, um ihn auf besondere Weise zu fordern und seine Anpassungsfähigkeit zu verbessern. Ursprünglich kennt man diese Methode als „Höhentraining“ aus dem Leistungssport. Beim Zelltraining konzentrieren wir uns hingegen weniger auf sportliche Höchstleistungen, sondern vielmehr auf die allgemeine Stärkung der körperlichen und mentalen Gesundheit sowie die Verbesserung der Regenerationsfähigkeit.
Das heißt ein Zelltraining basiert im Prinzip auf der Methode eines Höhentrainings, ist das richtig?
Katja Wess: Ja, das könnte man so sagen. Es geht im Prinzip immer um ein Hypoxietraining. D.h. man setzt den menschlichen Organismus gezielt „hypoxischen Reizen“ aus. Unter fachlicher Aufsicht werden dabei Luftverhältnisse simuliert, die sonst nur in Gebirgsregionen zu finden sind. Genauer gesagt können mit unseren Systemen Verhältnisse von bis zu 6000 Metern Höhe erreicht werden. Dadurch wird ein kontrollierter Sauerstoffmangel erzeugt und der Körper gezwungen, sich an diese Situation anzupassen.
Und was passiert da genau?
Katja Wess: Der Mangel an Sauerstoff während des Trainings zwingt unsere Zellen, effizienter mit Sauerstoff umzugehen. Die Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen, werden dazu angeregt, mehr Energie zu erzeugen. Zeitgleich kommt es außerdem zu einer erhöhten Produktion neuer Mitochondrien. Bei wiederholtem Training in diesen Bedingungen bildet der Körper zudem in der Regel mehr rote Blutkörperchen, was zu einem verbesserten Sauerstofftransport führen kann. Mit der Zeit profitiert unser Körper von diesem effizienteren Umgang mit Sauerstoff und ist dann unter „normalen Bedingungen“ leistungsfähiger und regeneriert besser.
Was unterscheidet jetzt aber ein Zelltraining vom Höhentraining?
Katja Wess: Wie bereits erklärt ist die Wirkweise prinzipiell gleich. Durch die unterschiedlichen Zielsetzungen ist der Trainingsablauf natürlich ein anderer. Das klassische Höhentraining für Sportler und Bergsteiger findet unter zusätzlicher gezielter körperlicher Belastung auf dem Laufband oder dem Fahrrad statt. Das Zelltraining hingegen ist ohne jegliche zusätzliche Anstrengung. Man sitzt oder liegt einfach bequem da und atmet durch eine Maske hochreine Höhenluft. Somit ist das Zelltraining grundsätzlich für jeden geeignet und man kann ganz entspannt spürbare Erfolge erzielen.
Gibt es bestimmte Gruppen, die besonders davon profitieren?
Katja Wess: Zelltraining kann für viele Personen extrem hilfreich sein. Wer beispielsweise durch eine Verletzung oder OP in der Bewegung eingeschränkt ist, kann durch das passive Zelltraining seine Vitalität erhalten. Viel interessanter ist es jedoch für Menschen die hohem beruflichen Stress ausgesetzt sind, denen die Energie ausgeht oder Personen mit chronischer Müdigkeit und ständigen Schlafproblemen. Unsere Kunden berichten uns fast ausnahmslos, dass ihnen das Zelltraining hilft, ausgeglichener durch den Alltag zu kommen, weil sie einfach fitter sind, sich schneller erholen und besser schlafen. Zudem gibt es auch erste Erfolge bei der Unterstützung von Menschen, die an „Long-COVID“ leiden.
Wirklich? Interessant! Kannst Du das genauer erläutern?
Katja Wess: Ja, tatsächlich. Es ist mir aber ganz wichtig, klarzustellen, dass für die Behandlung von Erkrankungen der alleinige Ansprechpartner immer der Arzt ist. Zelltraining ist auch kein Behandlungsansatz zur Heilung bestimmter Krankheiten. Es kann jedoch eine sinnvolle Ergänzung sein. Da z.B. bei Long-COVID-Patienten u.a. eine mitochondriale Dysfunktion vorliegt, die den Betroffenen häufig die Energie für eine aktive Lebensführung raubt, kann das Zelltraining eine gute Unterstützung darstellen.
Dann gibt es also kaum jemanden, der keinen Nutzen davon hätte?
Katja Wess: Das wäre fast der Umkehrschluss, ja. Denn wenn wir ehrlich sind, ist doch jeder einem gewissen Stress ausgesetzt und hat Phasen, in denen er einfach am Limit ist. Das Zelltraining ist zudem recht risikoarm. Mögliche Kontraindikationen klären wir vorher immer ab und überwachen das Training persönlich. Wer mehr darüber erfahren möchte, darf sich gerne zur Beratung an uns wenden.
Katja, vielen Dank für das Interview.